Im Hier und Jetzt sein

28. Juli 2025

Dies ist einer meiner Lieblingsbilder aus der letzten Massageausbildung in Tapovan, Normandie. Auf dem Bild siehst du eine Lernende der Ayurveda-Massage. Nach fünf Tagen des intensiven Lernens schliessen wir die Woche mit der ersten vollständigen Massage ab. Oft sind die Teilnehmer*innen vor ihrer ersten Ganzkörpermassage gestresst – so viele Bewegungen, so viele Handgriffe, die sie sich merken müssen. Die grosse Herausforderung bei dieser ersten Ganzkörpermassage ist nicht das technische Können, sondern vor allem, ganz präsent im Moment zu bleiben. Deshalb dürfen die zukünftigen Therapeut*innen bewusst keine Notizen verwenden. So sind sie gefordert, komplett im Hier und Jetzt zu sein, sich vollkommen auf den Körper und die Reaktionen ihres Gegenübers einzulassen. Damit dies gelingt, zeichnen wir die Massage auf ein grosses Papier. Raus aus dem Kopf, rein in den Körper – in die Präsenz.

Genau diese Fähigkeit, präsent zu sein – unabhängig von der Tätigkeit –, ist der Schlüssel zu einer tiefen Verbindung. Ob in der Massage, in der Führung oder in der Lehre: Wer wirklich im Moment ist, schafft Vertrauen und kann flexibel und einfühlsam auf andere eingehen. Präsenz ist also nicht nur ein schönes Wort, sondern eine gelebte Haltung, die unsere Arbeit und unser Miteinander grundlegend verändert.

Im hektischen Alltag verlieren viele von uns oft das Gefühl für den gegenwärtigen Moment. Kennst du das? Du bist schon auf dem Weg aus dem Haus und fragst dich plötzlich unsicher, ob du den Herd ausgeschaltet hast. Oder du erwischst dich dabei, dass du deinen Arbeitsweg komplett im Autopiloten zurücklegst, ohne wirklich bei dir zu sein. Was wäre, wenn du ab jetzt jeden Tag fünf Minuten bewusst in deine Präsenz investierst. Der Zeitpunkt spielt dabei keine Rolle: vor der Arbeit, beim Mittagessen oder kurz vor dem Schlafengehen.

Präsenz ist keine angeborene Gabe, sondern eine Fähigkeit, die du trainieren kannst. Yoga bietet dir dabei ein systematisches Werkzeug, um in deinem Leben präsenter zu sein – nicht nur auf der Matte, sondern in jeder Begegnung, in jeder Entscheidung und in jeder Handlung.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Yoga das Gehirn verändert: Bereiche, die für Aufmerksamkeit, emotionale Regulation und Körperwahrnehmung zuständig sind, werden gestärkt. Gleichzeitig sinkt die Aktivität in stressauslösenden Hirnregionen. Das bedeutet, dein Gehirn lernt, fokussierter und ruhiger im Moment zu sein.

Stell dir vor, wie dein Tag aussehen könnte, wenn du einfach während des Arbeitswegs einmal fünf Minuten in Achtsamkeit übst: bewusstes Atmen, die Umgebung wahrnehmen, Schritte spüren. Das schenkt dir Ruhe und Konzentration für den ganzen Tag. Oder du beginnst den Tag mit einer kurzen Yoga-Übung, die Körper und Geist aktiviert und dich für deine Aufgaben vorbereitet.

Wie stärkst du deinen Präsenzmuskel? Was sind deine Strategien, um im hektischen Alltag bei dir zu bleiben?